Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung zum Kreistagswahlprogramm |
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Tagesordnungspunkt: | 2.3 Soziales und Kultur |
Antragsteller*in: | Rike Schiele, Christian Huber |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 03.10.2019, 13:06 |
A12: Integration - Alle gehören dazu
Text
Damit die Integration von Migrant*innen gelingt, kommt es entscheidend darauf
an, dass in unserem Landkreis die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Wir
setzen auf dezentrale Unterbringung, um Geflüchtete in einem guten
nachbarschaftlichen Umfeld zu integrieren. Ankerzentren, wie sie in
Fürstenfeldbruck betrieben werden, lehnen wir strikt ab. Viele der Geflüchteten
sind durch ihre Erlebnisse im Herkunftsland und auf dem Fluchtweg schwer
traumatisiert. Die Unterbringung in Massenunterkünften führt zu enormen
psychischen Belastungen, schwerwiegenden Retraumatisierungen und der
Verfestigung psychischer und seelischer Erkrankungen.
Diskriminierung und Gewalt sind ein strukturelles Problem der Massenunterkünfte.
Je größer die Einrichtung ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von
gewalttätigen Übergriffen. Anonymität, mangelnde Privat- und Intimsphäre,
fehlende Schutz- und Rückzugsmöglichkeiten, keine abschließbaren Sanitär- und
Schlafräume, die gemeinsame Nutzung von Zimmern mit Fremden ist Bestandteil des
Lebens in die ANKER-Einrichtungen. Zudem führen der hohe Geräuschpegel, der
Mangel an Tagesstruktur und Beschäftigung, die Kasernierung und Isolierung von
der Gesellschaft, eingeschränkte Rechte und die kontinuierliche Kontrolle der
Privaträume zu Aggression und Stress. Daraus ergibt sich oftmals ein
schrittweiser Verlust von Würde und Autonomie und vor allem
Perspektivlosigkeit.Durch Überwachung, massive Kontrollen, Besuchsverbote und
Stacheldrahtzäume werden Geflüchtete kriminalisiert. Die Abschottung hat zu
Folge, dass den Bewohner*innen der wichtige Kontakt zur Bevölkerung, zu
Unterstützer*innen und Beratungsangeboten versperrt bleibt. Diese
Vorgehensweisen lehnen wir rigoros ab.Wir unterstützen die Arbeit der Beiräte
für Migration und Integration als wichtige kommunale Beteiligungs- und
Selbstvertretungsgremien und die Arbeit der kommunalen Integrationsbeauftragten
in unserem Landkreis. Wir setzen uns dafür ein, dass kommunale Leitlinien zur
Integration und gesamtheitliche Integrationskonzepte entwickelt
werden.Integration findet vor Ort statt – für uns zählt dabei Verbindendes,
nicht Trennendes. Wir setzen auf eine gute Zusammenarbeit zwischen Landkreis,
Kommunen, Ehrenamtlichen, Integrationsbeiräten und sozialen Organisationen.
Wir GRÜNE wissen um die politischen Herausforderung der Integration. Wir sehen
aber auch die damit verbundenen Chancen und nutzen Potenziale. Deshalb fordern
wir auch weiterhin gerade in unserem Landkreis Fürstenfeldbruck eine
menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten, die auf die Möglichkeit zu einem
fairen Verfahren, Stärkung der Potenziale und Integration und Teilhabe von
Anfang an abzielt. Die Asylsuchenden müssen von Anfang an in ihrer Autonomie
bestärkt werden, ihr Leben in der Aufnahmegesellschaft selbst zu gestalten. Aus
diesem Grund gilt es in allen Lebensbereichen – von den Bildungseinrichtungen
über den Arbeits- und Wohnungsmarkt bis hinein in den Bereich der Kultur, der
Medien, der Vereine und des Sports – Zugangs-, Teilhabe- und
Mitwirkungsmöglichkeiten für alle hier lebenden Menschen zu eröffnen. Wir GRÜNE
fordern ausdrücklich, dass das Bundesrecht, nämlich das Recht auf Arbeit für
Flüchtlinge nach Ablauf von 3 Monaten Aufenthalt in Deutschland, konsequent und
ohne Umwege in unserem Landkreis umgesetzt wird. Darüber hinaus muss die 3+2
Regelung endlich Berücksichtigung finden, was auch von zahlreichen
Ausbildungsbetrieben immer wieder angemahnt und gefordert wird. Gerade bei
Asylsuchenden, die an ihrer Identitätsklärung mitwirken und sich erkennbar um
Arbeit bemühen, ist die Ausbildungs- bzw. Arbeitserlaubnis - unabhängig vom
Aufenthaltsstatus - nicht zu verwehren. Die Praxis zeigt, dass Asylsuchende, die
einen negativen Bescheid auf ihre Asylanfrage erhalten, nicht zwangsweise gleich
abgeschoben werden. Viele Verfahren dauern über Jahre bevor die Abschiebungen in
der Praxis vollzogen werden. Diese Menschen ohne Arbeitserlaubnis in den
Asylbewerberheimen ohne Aufgabe zu lassen belastet in jeglicher Hinsicht unnötig
den Steuerzahler. Für alle Beteiligten haben Ausbildungs- und Arbeitserlaubnisse
viele Vorteile.
Sowohl für die hier lebenden, als auch für die Geflüchteten, selbst wenn es in
Einzelfällen nur eine Art von "Integration und Verdienstmöglichkeit auf Zeit"
darstellt.
Wir GRÜNE sprechen uns klar und deutlich gegen Abschiebungen nach Afghanistan
aus.